Ältere Menschen und der russische Angriffskrieg – Segregation, Isolation und schlechter Zugang zu Unterkünften

Der Angriffskrieg der Russischen Föderation gegen die Ukraine, der mit der Invasion im Februar 2022 eine weitere Eskalationsstufe erreichte, trifft vulnerable Gruppen in der Ukraine besonders hart. Dazu zählen auch ältere Menschen, welche bereits vor dem Krieg unter mangelndem Schutz litten. Mit dem Krieg hat sich ihre Situation vielfach verschlechtert und es sind viele neue Faktoren hinzugekommen, welche ihre Lebensqualität beeinträchtigen sowie ihr Leben und ihre Rechte bedrohen. Der Amnesty International-Bericht „‘They Live in the Dark‘. Older People’s Isolation and Inadequate Access to Housing Amid Russia’s Invasion of Ukraine“ zeigt die Schicksale älterer Menschen im andauernden Ukrainekrieg auf und identifiziert rechtliche Lücken und Probleme, die behoben werden müssen, um ihnen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen und auch im Krieg ihre Rechte zu schützen.

Hanna Selivon steht vor ihrem zerstörten Haus in Chernihiv, Ukraine. Juli 2022. © Amnesty International

 

Ältere Menschen können die vielfältigen Herausforderungen, welche der russische Angriffskrieg mit sich bringt, oftmals nicht allein bewältigen. Dazu zählt der mangelnde Zugang zu Unterkünften, Hilfsangeboten und zur Gesundheitsfürsorge. Das angeschlagene und überlastete ukrainische Pflegesystem wird der steigenden Zahl pflegebedürftiger, eingeschränkter und verletzter Menschen nicht gerecht. Zudem sind die Notunterkünfte, wo andere Vertriebene Obdach suchen, oft nicht barrierefrei. In der Folge werden ältere Menschen meist in speziellen Institutionen untergebracht, getrennt von ihren Angehörigen und auf unbestimmte Zeit segregiert und isoliert. Sie sind in diesen Institutionen oft Misshandlungen und Vernachlässigung ausgesetzt. Dies sind Folgen aus den gesetzlichen Lücken und Unklarheiten der Rechte älterer Menschen als auch ihrer mangelnden Garantie und Umsetzung durch die ukrainische Regierung. Hinzu kommen zunehmende Intransparenz über Anzahl und Hilfsbedürftigkeit älterer Menschen, generelle Versorgungsknappheit, eine Zunahme an kriegsbedingten Verletzungen von älteren Menschen und der Verlust von Hab und Gut. All diese Faktoren führen zu eklatanten Verletzungen der Rechte älterer Menschen, wie dem Recht auf Gesundheit und darauf, als freie und gleiche Menschen unter anderen leben zu dürfen.

Eine ältere Frau mit Behinderung wird aus der Region Kharkiv evakuiert, Ukraine. Oktober 2022. © Amnesty International

 

Es ist notwendig, dass ältere Menschen stärker ins Bewusstsein internationaler und regionaler Hilfen rücken, sodass ihnen angemessene Hilfe und der Schutz ihrer Rechte zuteil werden.

Amnesty International sieht die Russische Föderation in Verantwortung, den Krieg zu stoppen und damit die Menschenrechtsverletzungen zu beenden. Auch die ukrainische Regierung muss ihrer Verantwortung nachkommen, die Rechte älterer und eingeschränkter Menschen zu schützen. Sie ist dabei auf die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft angewiesen.

Eine deutschsprachige Zusammenfassung des Berichts „‘They Live in the Dark‘. Older People’s Isolation and Inadequate Access to Housing Amid Russia’s Invasion of Ukraine“ finden Sie hier.

 

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14. Juni 2024